Der Faktencheck ist eine Aufgabe, die zum Journalismus gehört. Dabei geht es einfach nur darum, zu überprüfen, ob eine Nachricht wahr ist oder nicht. Sowas machen Journalist*innen seit Jahrzehnten und es ist der wichtigste Baustein ihrer Arbeit. Sie wollen ja nur richtige und wahre Fakten veröffentlichen, sonst würden Menschen ihre Beiträge nicht mehr lesen, hören oder anschauen wollen. Außerdem müssen Journalist*innen aufgrund der sogenannten journalistischen Sorgfaltspflicht (darüber haben wir hier geschrieben) immer mehrmals die Fakten überprüfen, die sie veröffentlichen.
So läuft ein Faktencheck ab
Um das zu tun, verfolgen Journalist*innen einige Regeln, die gar nicht viel anders sind als die, die wir alle nutzen können, um Fake News zu erkennen. Wenn Journalist*innen eine Information bekommen, die eine Nachricht sein könnte, müssen sie erstmal sicherstellen, dass sie wahr ist – sie müssen die Quellen checken.
Eine Quelle reicht (meistens) nicht aus
Nehmen wir ein Beispiel: Lokalreporterin Jasmin bekommt mit, dass Bürgermeister Ben zum Abendessen mit seiner Familie im Restaurant war. Dort hat er mit dem Geld der Gemeinde und nicht mit seinem eigenen bezahlt. Das würden die meisten Journalist*innen als politischen Skandal bezeichnen. Und sicher würden auch die Bewohner*innen der Gemeinde diese Nachricht gerne lesen, denn es geht um ihr eigenes Geld. Aber stimmt die Nachricht überhaupt?
Von wem kommt die Nachricht?
An dieser Stelle muss sich Jasmin erstmal Gedanken darüber machen, von wem sie die Nachricht bzw. das Gerücht bekommen hat. Ist das jemand, der etwas gegen Bürgermeister Ben hat? Beim genaueren Nachdenken fällt Jasmin ein: die Nachricht kam von Martina. Sie wollte auch Bürgermeisterin werden, aber Ben hat die Wahl gewonnen.
Martina ist also eine politische Gegnerin von Ben. Dadurch ist sie erstmal keine verlässliche Quelle, weil sie etwas gegen Ben hat. Doch Jasmin gibt nicht einfach auf, denn die Behauptung von Martina könnte trotzdem wahr sein. Aber um das zu überprüfen, braucht sie mindestens eine weitere Quelle.
Jasmin fährt also zu dem Restaurant, wo Ben und seine Familie gegessen hatten. Dort trifft sie Wirt Ali. Ali erzählt auch, dass Ben nicht mit seiner eigenen Kreditkarte bezahlt hat, sondern mit der von der Gemeinde. Er hat das selbst gesehen und würde auch in einem Interview darüber sprechen.
Am besten gibt es sogar mehr als zwei Quellen
Reicht das schon? Nein. Bei großen Vorwürfen braucht es sogar mehr als zwei Quellen. Jasmin hört sich also in anderen Läden um, zum Beispiel im Sportgeschäft. Auch dort erzählt ihr Inhaberin Alessia, dass Bürgermeister Ben immer mit der Kreditkarte der Gemeinde bezahlt. Das Gleiche sagt ihr der Kassierer vom Drogerieladen und eine Kundin, die Ben beim Bezahlen beobachtet hatte.
Quellen müssen unabhängig voneinander sein
Nun hat Jasmin mehrere Quellen, die unabhängig voneinander sind. Das heißt, sie hat die Information von mehreren Leuten bekommen, die nicht in Verbindung miteinander stehen. Außerdem haben sie kein gemeinsames Interesse daran, etwas gegen Ben zu tun.
Jetzt kann Jasmin die Nachricht veröffentlichen. Doch selbst dabei muss sie aufpassen. Sie schreibt nicht: “Bürgermeister Ben beim Zahlen mit der Kreditkarte der Gemeinde erwischt”. Sondern: “Mehrere Zeugen berichten, dass Bürgermeister Ben eine Kreditkarte der Gemeinde für private Einkäufe verwendet”. Jasmin schreibt das so, weil sie Ben nicht selbst dabei gesehen hat.
Am nächsten Tag liest Bürgermeister Ben den Artikel. Er ist richtig wütend. Er ruft Jasmin an und sagt, sie schreibt nur “Fake News”. Aber Jasmin weiß, dass sie journalistisch sauber gearbeitet hat und dass ihre Quellen gut sind. Deshalb macht sie sich keine Sorgen.